…Während eines Anfalls verliert man die Kontrolle über den Körper. Das Behandlungsziel ist es, Strategien zu finden um wieder die Kontrolle zu erlangen …
Wenn man überlegt, wie häufig dissoziative Anfälle sind, ist es schockierend, wie wenig Forschung betrieben wird, was die beste Therapie für Patienten mit dissoziativen Anfällen ist.
In den letzten Jahren kam es zu etwas Fortschritt auf diesem Gebiet. Diese Abschnitt handelt von wissenschaftlichen Erkenntnissen und persönlichen Erfahrungen des Autors bei dem Versuch vielen Hunderten von Patienten mit solchen Anfällen zu helfen.
Lesen Sie folgende Abschnitte zuerst bevor Sie weiterlesen:
Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Anfälle häufig sind, nicht bedeuten, dass Sie verrückt werden oder den Verstand verlieren, dass sie zu keinen ernsthaften Verletzungen führen und potentiell reversibel sind ohne Medikamente.
Vor allem müssen Sie das Gefühl haben, dass Ihr Arzt sich Ihren Fall genau angesehen hat und zur richtigen Diagnose gekommen ist.
3. Psychologen? Ich bin nicht verrückt
Sie werden sich vielleicht wundern, warum Ihr Arzt Sie zu einem Psycholgen geschickt hat. Lesen Sie diesen Abschnitt um dies zu verstehen.
…Während der Attacke verlieren Sie die Kontrolle über Ihren Körper. Das Ziel der Behandlung ist es, Strategien zu entwickeln, um diese Kontrolle wieder zurück zu erlangen…
Die Mehrheit der Patienten mit dissoziativen Anfällen haben Warnzeichen vor einem Anfall – nicht immer, oft nur kurz wenige Sekunden andauernd.
Manche Patienten haben ein Vorwarnzeichen, können sich aber nach dem Anfall nicht mehr daran erinnern. Manchmal kann sich ein Freund oder Verwandter daran erinnern.
Manche Patienten haben nie ein Vorwarnzeichen.
Diese Vorwarnzeichen erkennen zu lernen kann der Schlüsselfaktor sein, um zu lernen über diese Anfälle die Kontrolle zu erlangen.
Während der Attacke verlieren Sie die Kontrolle über Ihren Körper. Das Ziel der Behandlung ist es, Strategien zu entwickeln, um diese Kontrolle wieder zurück zu erlangen.
Eine Reihe von Studien mit Patienten mit funktionellen Anfällen hat gezeigt welche vielfältigen Symptome in dieser Vorwarnphase auftreten können. Diese kommen sehr häufig vorfunktionellen Anfällen vor.
Das alles sind Symptome von “Kampf oder Flucht” in einem Adrenalinrausch. Sie kommen auch bei Panikattacken vor. Sie sind Symptome, wenn das Nervensystem sozusagen auf “Alarmstufe Rot” steht.
Patienten mit dissoziativen Anfällen haben auch Angst davor, allein auszugehen, sich in Menschenansammlungen oder an Orte zu begeben, von denen man wieder schwer wegkommt. Patienten fürchten sich oft vor der Peinlichkeit und Umständen, die sie wegen eines Anfalls verursachen könnten.
Patienten mit dissoziativen Anfällen machen sich auch manchmal Gedanken über die Konsequenzen, die ein solcher Anfall nach sich ziehen könnte. “Vielleicht komme ich nach so einem Anfall nicht mehr zurecht?”, “Vielleicht bleibe ich behindert, oder auf irgendeine Art und Weise ausser Kontrolle”?
Manchmal ist der dissoziative Anfall eine Möglichkeit Ihres Körpers um die schrecklichen Gefühle im Vorfeld des Anfalls loszuwerden. Es ist nicht so, daß Sie absichtlich eine Attacke haben, jedoch beendet das Blackout zumindest die Vorwarnzeichen und manchmal festigt sich so das Muster einer Anfallsentstehung.
Sie fragen jetzt vieleicht, wie kann das jetzt alles helfen?
Wen Sie lernen diese Warnzeichen zu erkennen, auch wenn sie nur wenige Sekunden andauern, können Sie vielleicht, mit der Zeit, lernen, wie Sie sie ausreichend kontrollieren, um einen Anfall zu vermeiden, und die Kontrolle über die Situation wiedererlangen.
Lesen Sie die nächste Seite um mehr darüber herauszufinden.
1. Regen Sie sich nicht auf! – Werden Sie beunruhigt, wenn Sie diese Symptome bekommen?
Diese Gedanken können vielleicht auftreten –
“Kann ich mich selbst verletzen?”
“Verliere ich die Kontrolle?”
“Wird das sehr peinlich?”
“Ist das Epilepsie?”
“Könnte ich während einer Attacke sterben?”
Die Antworten auf alle diese Fragen sind nicht so schlimm wie Sie denken
“Kann ich mich selbst verletzen?” ……………………………………..Möglicherweise, Abschürfungen und Beulen sind häufig, ernsthafte Verletzungen treten nicht auf. Die meisten von Ihnen sind während einer Attacke bei Bewußtsein, könne sich aber dannach nicht mehr daran erinnern. Dieses Merkmal wird Sie davor bewahren, sich selbst (oder jemand anderen, z. B. ein Baby) ernsthaft zu verletzen.
“Verliere ich die Kontrolle?” ……………………………………………Nein, Sie verlieren die Kontrolle nur vorübergehend, aber Sie werden nicht verrückt oder wahnsinnig
“Wird das sehr peinlich?”…………………….Wahrscheinlich ein wenig, aber ist es das wert, deswegen alles zu vermeiden was Sie gerne tun?
“Ist das Epilepsie?”………………………………………….Nein – wenn Sie nicht sicher sind, fragen Sie Ihren Arzt
“Könnte ich während einer Attacke sterben?”………………………..Nein – das ist noch nie passiert
2. Versuchen Sie sich abzulenken
Die Warnzeichen können Sie plötzlich so überwältigen, dass es schwierig ist, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, aber versuchen Sie es! In diesen wenigen Sekunden vor einem Anfall können Ihre Gedanken von den körperlichen Eindrücken, die Sie verspüren, vollkommen eingenommen sein.
Es kann helfen, wenn Sie lernen, sich auf etwas anderes zu konzentrieren oder sich abzulenken.
Zum Beispiel
a. Rückwärtszählen von 100 bis 0 in Siebenerschritten, “100, 93, 86, 79” oder Viererschritten “100, 96, 92 etc”
b. Beginnen Sie eine Zeitschrift zu lesen
c. Unterhalten Sie sich mit jemandem
d. Versuchen Sie, ein Computerspiel oder mit einem Handy oder ähnlichem zu spielen
e. Versuchen Sie, Ihr Lieblingslied zu singen
Ein Psychologe kann Ihnen helfen, diese Techniken zu lernen. Sie werden auch verwendet um Menschen zu helfen, Panikattacken zu überwinden. Panikattacken und dissoziative Anfälle sind nicht ein und dasselbe. Aber sie haben oft viel gemeinsam, ein bisschen wie Kousins.
Eine andere Technik, welche von Forschern aus Sheffield speziell für Patienten mit dissoziativen Anfällen entwickelt wurde, nennt sich “Sensory Grounding”. (Bild mit freundlicher Genehmigung von Stephanie Howlett und Markus Reuber, University of Sheffield)
Sie finden mehr Informationen über Panikattacken auf der Website. Schauen Sie auf die Seite über Ängstlichkeit and Panik und den Link zu Selbsthilfematerial für Panikattacken. Manches könnte für Sie relevant sein.
Hier ist ein Video made by Dr Courtney Raspin in welchem die “Sensory Grounding” Technik erklärt wird
3. Bringen Sie andere Leute dazu ruhig zu bleiben
Es kann zu einem Problem werden, wenn Leute in Ihrer Umgebung wegen Ihnen beunruhigt werden, wenn Sie einen Anfall haben. Es könnte auch diesen einen Nutzen bringen diese Internetseite zu lesen. Auch wenn Sie sich nicht an den Anfall erinnern, nimmt ein Teil von Ihnen die Umgebung wahr. Wenn sich die Leute in Ihrer Umgebung dann aufregen, macht es das noch schlimmer.
Leute in Ihrer Umgebung sollten: Ruhig bleiben, unterstützend, sich kümmern, daß Sie genug Platz haben, Ihnen nichts in den Mund stecken, warten bis sich der Anfall legt und Ihnen wieder auf helfen. Sie sind dann vielleicht sogar wieder fähig, Ihre Tätigkeit von vorher am Arbeitsplatz oder in der Schule wieder aufzunehmen.
Anzeichen für Fortschritte mittels dieser Techniken sind folgende:
1. Sie werden mehr Warnzeichen haben. Oft verspürt man mehr Warnzeichen bevor die Attacken beginnen. Diese Warnzeichen können mit der Zeit kürzer und kürzer werden bis sie ganz verschwinden. Manchmal werden sie im Zuge des Anfalls vergessen. Verwandte und Freunde können sie vielleicht als Abwesenheitszustand oder Müdigkeit vor einem Anfall bemerken. Je mehr Sie über Ihre Anfälle lernen, umso mehr werden Sie sich dieser Warnzeichen zunehmend bewusst.
2. Sie erkennen die Warnzeichen, sind aber weniger beunruhigt. Das Verstehen Ihrer Diagnose und was Dissoziation und ” Kampf oder Flucht”- Symptome sind, kann die Aufregung über die Situation, wenn sie auftritt, reduzieren.
3. Die Warnzeichen dauern länger. Dies ist eines der Behandlungsziele. Je länger Sie die Warnzeichen tolerieren können, ohne ohnmächtig zu werden, umso eher werden Sie schließlich die Anfälle kontrollieren können.
4. Sie beginnen, einige der Episoden abwenden zu können. Indem Sie lernen sich abzulenken und weniger beunruhigt zu sein, werden Sie vielleicht bemerken, dass Sie nur die Warnzeichen verspüren ohne einen nachfolgenden Anfall zu haben. Wenn dieser Prozess beginnt, machen Sie definitiv Fortschritte.
5. Es können Anfälle auftreten, wobei Sie die ganze Zeit bei Bewußtsein bleiben. Das kann für Patienten, die sonst bewusstlos werden oder sich nicht mehr an den Anfall erinnern können, angsteinflößend sein. Es zeigt aber, dass Sie beginnen, sich der Episoden mehr bewusst zu werden, was einen weiteren Schritt in die richtige Richtung bedeutet.
Patienten mit dissoziativen Anfällen sind oft durch das scheinbar zufällige Auftreten Ihrer Attacken verwundert.
Oft treten sie völlig zufällig auf, manchmal sind sie aber weniger zufällig als man annimmt. Die häufigsten Situationen, an denen dissoziative Anfälle auftreten können, sind:
1. Im Sitzen oder Liegen, in Ruhesituationen. In diesem Ruhestadium ist Ihr Körper viel anfälliger für einen solchen Anfall. Das Gehirn ist dann nicht fokussiert oder abgelenkt durch andere Dinge. Körperliche Empfindungen wie Atmung, Herzschlag oder ein Benommenheitsgefühl werden leichter bewusst.
2. In Menschenmengen/ Orte, von denen man schwer wegkommt. Sogar wenn Sie nicht bewusst daran denken, können manche PatientIen mit dissoziativen Anfällen eher Attacken in solchen Situationen haben, wo die Aufmerksamkeit der Umgebung größer ist. Das sind häufig überfüllte Plätze, da es peinlicher ist, in einem Einkaufszentrum oder in einem Kino einen Anfall zu haben, als zuhause. Je mehr Sie die Möglichkeit eines Anfalls mit den nachteiligen Konsequenzen im voraus erwarten, desto wahrscheinlicher wird er stattfinden.
3. Getriggert durch Gedanken und Erinnerungen. Manche Patienten mit dissoziativen Anfällen können erkennen, dass ihre Anfälle durch unangenehme Erinnerungen und Gedanken ausgelöst werden können.
4. In medizinischen Situationen. Patienten haben oft im Warteraum oder im Behandlungsraum beim Arzt Anfälle. Dies scheint der Fall zu sein aufgrund der Erwartung, darüber mit dem Arzt reden zu müssen, oder nur daran zu denken. Ärzte glauben manchmal, daß die Patienten “sich dann aufführen müssen” und verstehen die Situation nicht.
Wenn Sie wirklich gestresst sind, z.B. sich um etwas bemühen oder sich irgendwohin beeilen, wird ihr Gehirn oft zu abgelenkt sein, um einen Anfall zu erleiden. Daher kommen dissoziative Anfälle seltener vor, wenn Personen wirklich mit etwas anderem beschäftigt sind.
Mehr Ideen finden sich in dieser Broschüre von Professor Markus Reuber, Neurologe in Sheffield und FND- Experte.
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